Anzeigenblätter in der Krise
Die Westfälische Medien Holding stellt alle Gratistitel in seinem Verbreitungsgebiet ein. Die Anzeigenblätter „Wir in Steinfurt“, „Stadtanzeiger Coesfeld“ und „Grenzland Wochenpost“ wird es ab dem 29. April nicht mehr geben. 2500 Zustellerinnen und Zusteller wird das laut Gewerkschaft ver.di betreffen, in den Redaktionen geht es laut Journalistenverband um etwa zehn Stellen, heißt es in einem Bericht auf tagesschau.de. Nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Anzeigenblätter (BVDA) ist die Auflage im Vergleich zu Vor-Corona um 32 Prozent zurückgegangen. BVDA-Hauptgeschäftsführer Jörg Eggers sagt, zwar entwickle sich der Gesamtumsatz der Branche sehr positiv; der Verband geht laut aktueller Umsatzerhebung für das Jahr 2022 von einem Plus im einstelligen Prozentbereich aus. „Die zentralen Herausforderungen bestehen jedoch in den überproportional gestiegenen Kosten für Papier, Energie und Zustellung. Personalknappheit und Lohnsteigerungen erschweren zusätzlich die flächendeckende Verteilung“, so Eggers. Durch die Einstellung der Blätter in Ostwestfalen und Münster gebe es in manchen Regionen gar keine Anzeigenblätter mehr. „Dabei wissen wir, dass diese Entwicklung nicht dem Willen der Leserschaft entspricht“, so Eggers und verweist dabei auch auf eine Erhebung des Instituts für Demoskopie Allensbach, wonach kostenlose Wochenzeitungen von 70 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung gelesen werden und sich die gleiche Anzahl an Leserinnen und Leser ihr Anzeigenblatt dabei in gedruckter Form wünscht. Laut NRW-Medienminister Nathanael Liminski sind auch die Werbebudgets für gedruckte Medien gesunken. Und wenn weitere Blätter eingestellt würden, wäre das problematisch: „Anzeigenblätter enthalten vielfach relevante lokale Informationen zum Geschehen in der Stadt oder Kommune. Jede Einstellung reduziert damit die lokale Medienvielfalt, die in diesen Zeiten wichtiger denn je ist“, so Liminski. Davon ist nicht nur NRW betroffen, berichtet tagesschau.de weiter. So wurde in Thüringen die Zustellung des kostenlosen „Allgemeinen Anzeigers“ bereits in Teilen eingestellt. Der Trend zum Sparen ist laut BVDA bundesweit. Eine aktuelle Umfrage unter Verbandsmitgliedern habe ergeben, dass die Mehrheit der Verlage bereits Seitenumfänge reduzieren, Verbreitungsgebiete verkleinern oder auch Personal abbauen mussten, um Kosten einzusparen, berichtet BVDA-Hauptgeschäftsführer Eggers.