Die G+J-Verkaufskandidaten

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Nach der Verkündung des Kahlschlags bei Gruner + Jahr durch Bertelsmann wird viel gesprochen über jene Titel, die eingestampft werden sollen. Dass Bertelsmann/RTL Deutschland daneben weitere Hefte durch Verkauf abstoßen will, sollte nicht ganz in den Hintergrund rücken, schreibt Horizont.net. Es handelt sich um sechs Titel und eine Verlagsbeteiligung, die zum Verkauf stehen. Horizont.net hat analysiert, wie diese Magazine sich im Markt schlagen und welche Verlage sich dafür interessieren könnten.  Der Monatstitel Art: zwar sank die verkaufte Auflage auf zuletzt (4. Quartal 2022) 25.753 Stücken um 8 Prozent, aber fast alle dieser Hefte sind „hart“ verkauft, also via Abo und Einzelhandel. Und: der Copypreis liegt bei 16 Euro. Gleich mehrere namhafte Verlage interessieren sich für Art, auch bloß mittelgroße. Und sogar ziemlich kleine könnten dabei sein: Hier mag man an Good Life Publishing in Hamburg denken. Das Magazin Beef verkauft alle zwei Monate 45.000 Hefte (davon 25.000 via Abo), zum Copypreis von 12,50 Euro. Als Käufer sind nach Einschätzung von Horizont alle Verlage mit Food-Sparte denkbar – bei größeren Häusern zur nischigen Abrundung ihres Portfolios, bei kleineren zum regelrechten Ausbau. Einer von letzteren hatte bereits Mitte Januar fachöffentlich die Hand gehoben: In einem Interview mit Meedia sagte Susan Molzow, die Chefin des Jahreszeiten Verlags, auf die Frage, ob Beef nicht gut ins Portfolio passe: „Ja, das könnte sein.“ Und überhaupt: Es gebe „die ein oder andere Zeitschrift von G+J“, auf die dies zutreffe. Das Magazin Business Punk verkauft sich pro Ausgabe 35.000 mal (Copypreis: 6,80 Euro). Dazu schreibt Horizont.net: Zu welchem Verlag, in welches Portfolio könnte Business Punk passen? Zur Handelsblatt-Gruppe samt Wirtschaftswoche? Oder zu kleineren zuletzt kaufaktiven Häusern wie der Weimer Media Group (Börse am Sonntag, Markt & Mittelstand) oder der Börsenmedien Aktiengesellschaft (Börse Online, Euro)? Eher nicht – beide galten lediglich als Interessenten für Capital, das aber bei RTL verbleibt. Ebenso je eine verrückte Überlegung wert: Häuser wie Burda (neben Focus Money), Brand Eins, Vice Media, Axel Springers Business Insider oder T3N. Das Wissensmagazin P.M. könnte zu Konradin Medien (Bild der Wissenschaft), Spektrum der Wissenschaft und Bauer (Welt der Wunder) sowie Gera-Nova Bruckmann, das 2019 das Wissens-, Natur- und Reisemagazin National Geographic Deutschland von G+J übernommen hatte, passen. Das Magazin Salon kann sich Horizont.net gut im Programm einzelner großer (Burda) und kleiner (Jahreszeiten Verlag oder Looping Group) Häuser vorstellen. Und das Magazin 11 Freunde: Wie bei Art ist auch hier die Rede von mehreren renommierten Verlagen – unter anderem Klambt. Nicht ausgeschlossen ist jedoch auch ein Management-Buy-out durch Herausgeber Matthias Hörstmann (er hält bisher 33,3 Prozent) und Chefredakteur Philipp Köster (15,7 Prozent), die die G+J-Anteile (51 Prozent) übernehmen könnten. Und schließlich die Deutsche Medien-Manufaktur (DMM): Sie wurde 2016 vom Landwirtschaftsverlag Münster und Gruner + Jahr (jetzt: RTL Deutschland) gegründet. Beide Verlage hatten dort Teile ihres Zeitschriftengeschäfts eingebracht und sind zu jeweils 50 Prozent beteiligt. Aktuell gibt die DMM unter anderem die Magazine Landlust, Essen & Trinken, Living at Home und Flow heraus. Im Falle DMM dürfte die Sache schon klar sein: Alles andere als die Übernahme der Anteilshälfte von G+J durch den Landwirtschaftsverlag wäre eine Überraschung.